Usinger Anzeiger, 08.12.2015
Erstmals waren Vorstandsmitglieder des Usinger Gewerbevereins zu einem der monatlichen Treffen des Vereins „Türkisch Deutsche Business Plattform e.V.“ (tdbp) auf Schloss Kransberg eingeladen. Simone Mächold und Bernhard Keth waren der Einladung gefolgt und gehörten zu den mehr als 100 Gästen, die dort den Grußworten und Kurzvorträgen von Vertretern des tdbp sowie unter anderem des türkische Generalkonsulats und hessischerf Landtagabgeordneter lauschten. Mürvet Öztürk (fraktionslos) und Turgut Yüksel (SPD) sprachen deutsch, für die deutschen Gäste wurde das Gesagte anderer Redner kurz zusammengefasst.
Der Gastgeber des Abends, Sebahattin Özkan, der das Kransberger Schloss vor drei Jahren erworben hat, ist zugleich stellvertretender Vorsitzender des tdbp. Von ihm erfuhren Mächold und Keth sowie der Usinger SPD-Fraktionsvorsitzende Bernhard Müller einiges über das Wesen des Vereins, der seit drei Jahren besteht. Es handele sich dabei um ein bundesweites Netzwerk, dessen Ziel es sei, sowohl türkische Unternehmer untereinander bekannt zu machen als auch den Kontakt zu deutschen Firmen zu knüpfen. Auch politisch wolle man aktiv werden, indem „wir die Partei wählen, die uns unterstützt“. Das dritte Ziel sei die Beratung von Unternehmern, einerseits von Türken, die in Deutschland Fuß fassen möchten, und andererseits von Deutschen, die das gleiche Ziel in der Türkei verfolgen. „Viele türkische Unternehmer wollen investieren, wissen aber nicht worin“, so Özkan, der deutlich machte, dass die Mitglieder des Netzwerkes über eine nicht unerhebliche Wirtschaftskraft verfügen. Dabei verwies er auch auf die Verantwortung, die die türkische Geschäftswelt in Deutschland trage. Der Zugang zum Netzwerk könne nur auf Empfehlung geschehen.
394 türkische Unternehmen, teils mit mehr als 100 Mitarbeitern, gebe es alleine in Frankfurt, ergänzte Turgut Yüksel, der ebenso wie Mürvet Öztürk auf die Flüchtlingswelle einging. Der tdbp könne eine wichtige Rolle bei der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt spielen, zeigten sich die politischen Vertreter überzeugt. Der Verein selbst sei unabhängig und berufe sich auf Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz, hieß es in der Vorstellung. So gehörte am Abend auch ein kurdischer Unternehmer zu den Rednern. „Business kennt keine Religion, wir wollen wirtschaftlich etwas bewegen“, bekannte der tdbt-Vorstand.
Um die nähere Region mehr kennenzulernen, habe er die Vertreter des Usinger Gewerbevereins zu dem Abend eingeladen, so Özkan. Für Bernhard Keth und Simone Mächold ging es dabei zunächst darum, sich über den tdbp und dessen Zielsetzung zu informieren. „Ich habe hier nichts vernommen, was gegen unsere Überzeugung sprechen würde“, bilanzierte Keth gegenüber dem Usinger Anzeiger und merkte an, dass in Usingen Investoren gesucht würden. „Uns fehlt es eigentlich nicht an Ideen, aber oft an Geld“, konstatierte er. Wer etwas bewegen wolle, brauche nun einmal finanzielle Mittel, und die seien meist in den Händen von Privatleuten. Freilich müsse ein Konsens herrschen. Die Frage sei immer auch, welche Erwartungshaltung potenzielle Investoren hegten, ergänzte Bernhard Müller.
Gemeinsam mit Özkan wurde über ein weiteres Treffen mit Gewerbevereinsvertretern in einem kleineren Kreis gesprochen, in dessen Rahmen man Geschäftsfelder ausloten könne, auf denen eine Zusammenarbeit möglich sei. Auch eine Schlossbesichtigung ist noch angedacht. Der Gewerbeverein selbst stehe für Integration, was sich schon durch die Maxime „Miteinander – Füreinander“ ausdrücke, so Keth. So sei es keine Frage gewesen, dass man die Einladung des tdbp angenommen habe – auch im Interesse der türkischen Gewerbevereinsmitglieder.
Originiallink: http://www.usinger-anzeiger.de/lokales/usingen/kontakte-zueinander-knuepfen_16443956.htm