Nachgefragt: Inklusion

Der gemeinsame Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern, die sogenannte Inklusion, soll in Hessen zum Regelfall werden. Das hat Kultusministerin Dorothea Henzler (FDP)  im Landtag angekündigt und auf das neue Schulgesetz verwiesen, das die

hessische Landesregierung derzeit erarbeitet und das die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention zur Inklusion erfüllen soll. Wie muss Ihrer Ansicht nach die schulische Ausbildung behinderter Kinder in Hessen verändert werden, um der UN-Behindertenrechtskonvention gerecht zu werden?

Inklusion, d.h. die regelhafte gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung, ist eine für alle Beteiligten erfahrungs- und lehrreiche Ausgangssituation, die wir Grünen schon lange fordern.  Im Lahn-Dill-Kreis haben wir in den letzten Jahren schon einige Erfahrungen mit der Inklusion gemacht, denn  unter dem Druck sinkender Schülerzahlen wurden zunehmend Kinder mit Behinderung an Regelschulen aufgenommen. So z.B. an der Girolstein- und der Pestalozzi-Schule. Und beide Schulen signalisieren heute: Geht doch! 

Ähnlich wie bei den Integrationsgruppen in den Kindertagesstätten setzt das Konzept kleinere Klassen, eine Doppelbesetzung der Lehrerinnen und Lehrer, Einbeziehung sozialpädagogischer Fachkompetenz, jahrgangsübergreifendes Lernen, eine veränderte Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte, geeignetes Unterrichtsmaterial, Schulsozialarbeit und den Ausbau des Ganztagsangebotes mit der Möglichkeit der individuellen Förderung voraus. Auch erfordert die inklusive Schule grundlegende Anpassungen der Lehrpläne und der Schulorganisation. Dazu muss es (?) der jeweiligen Schule erlaubt sein, selbstständig Konzepte zu erarbeiten und umzusetzen. Schulen brauchen mehr Eigenständigkeit und weitgehende Freiräume, verbunden mit den dafür notwendigen Mitteln und einer Überprüfung der Ergebnisse. Nicht das Kultusministerium in Wiesbaden, sondern die Schulgemeinde vor Ort weiß am besten, was gut für ihre Schule ist.

Bei der Aufstellung des  Schulentwicklungsplans für Grundschulen, den wir im Lahn-Dill-Kreis dann als Nächstes angehen wollen, ist das Konzept der Inklusion, des gemeinsamen Unterrichts als grundlegendes Prinzip, einzuführen. Für all dies muss aber die Politik die Rahmenbedingungen schaffen.

Ein Jahr nach Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention liegt in Hessen immer noch kein Konzept zu deren Umsetzung vor. Noch im vergangenen Schuljahr wurden in Hessen 157 Anträge auf Beschulung von behinderten Kindern an Regelschulen abgelehnt.                      

Welcher Termin oder welche Entscheidung ist für Ihre Arbeit in der kommenden Woche am wichtigsten?

Mein wichtigster Termin in der kommenden Woche ist die am Freitag, den 5. November stattfindende Sitzung der Härtefallkommission.

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