Frankenberg. Über politischen Ansätze und persönliche Erfahrungen zum Thema Integration berichtete Mürvet Öztürk, Landtagsabgeordnete der Grünen, interessierten Zuhörern im Seminarraum der Ortenbergschule und diskutierte mit ihnen über
notwendige Konsequenzen. Eingeladen hatte der Türkisch-Deutsche Verein, der seit 17 Jahren es zu seiner Aufgabe gemacht hat, das Gespräch und gemeinsame Aktivitäten von eingewanderten Neubürgern und Alteingesessenen im Raum Frankenberg zu fördern.
„Wenn Integration Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bedeutet“, so die Referentin, „dann gehört dazu die Chance zu einer guten Schul- und Berufsausbildung, auf einen Arbeitsplatz, der einen akzeptablen Lebensunterhalt ermöglicht, aber auch eigene Aktivität, Chancen zu nutzen und sich den eigenen Fähigkeiten entsprechend gesellschaftlich zu engagieren.“ Für die junge Generation der Migrantenfamilien sei dabei die Rolle der Frauen und deren Anerkennung besonders wichtig. Frauen spielten im Integrationsprozess eine wichtige Schlüsselrolle. Um diese Rolle entsprechend wahrnehmen zu können, brauchten manche Frauen mit Migrationshintergrund Bestärkung und Information. So könnten sie sowohl Kinder und Jugendliche auf deren Weg durch das Ausbildungssystem begleiten, als auch in der Entwicklung einer offenen und toleranten Familienkultur mitwirken. Von Männern sei zu erwarten, von traditionellen Hierarchien abzusehen und das Engagement der Frauen zu akzeptieren und zu unterstützen. Das hätte dann auch Auswirkungen auf die Einstellung und die Entfaltungsmöglichkeiten der Jungen wie der Mädchen.
Im Vortrag der Referentin wie auch in der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass in der Frage der Integration heute kein Erkenntnisbedarf mehr herrsche, sondern ein nun schon seit Jahren immer dringlicher werdendes Handlungsproblem bestünde. Integration könne nicht durch spektakuläre Großprojekte, sondern durch Engagement vor Ort erreicht werden. Dazu gehört schon die Begegnung von Nachbarn, die Mitgliedschaft in Vereinen und Organisationen und deren Kooperation, auch mit den Migrantenvereinen. Dabei müssten die erkannten Probleme gezielt angegangen werden, statt sie lediglich in den Medien zu beklagen oder auch zu ignorieren.
Nötig dazu wären allerdings, das wurde in der Diskussion klar, mehr Mittel für die Kommunen und in den Kommunen. Auf Grund ihrer Erfahrungen im mittel- und südhessischen Raum wies die Referentin darauf hin, dass es wichtig wäre, in den Kreisen hauptamtliche Ansprechpartner in der Rolle von Ombudsmännern oder – frauen einzustellen, die mit den zuständigen Stellen über erkannte Missstände und Problemlösungen sprechen könnten. In den Gemeindeverwaltungen sollte auch, schon als vertrauensbildende Maßnahme, wenigstens eine Stelle durch eine Person aus dem Kreis der Migranten besetzt werden. Hier sahen Diskussionsteilnehmer eine Möglichkeit, der Familienfreundlichkeit Frankenbergs einen weiteren Akzent zu geben. Wichtig erschien es auch, mit Handwerkerschaft und Kaufleutevertretrrn gezielt über die Ausbildung und Anstellung von Migranten zu sprechen, auch und gerade über Probleme in diesem Bereich.
❖ ❖ ❖