Lichterkette gegen den rechten Terror (Quelle: Gießener Anzeiger)

150 Bürger haben eine Lichterkette über die Brücke zwischen Wetzlar und Niedergirmes gebildet. Damit haben vor allem deutsch- und türkischstämmige Wetzlarer an die Opfer brauner Gewalt erinnert. Dazu aufgerufen hatte das Bündnis gegen Nazis in Wetzlar.

Auch die SPD und die Grünen hatten zu der Lichterkette eingeladen, ebenso wie der DGB, die Jungsozialisten, die GEW, Attac, der Ausländerbeirat sowie der Sozialethische Ausschuss der beiden evangelischen Kirchenkreise Wetzlar und Braunfels.

Bürgermeister Manfred Wagner sagte, die Lichterkette zeige, dass die Wetzlarer nicht gutheißen, was durch Rechte an Unrecht geschehe. Die Bürger wollten vielmehr, dass alle, die hier wohnen, sich sicher fühlen und sich einbringen können, um die Stadt voranzubringen. Noch vor wenigen Jahren habe er nicht für möglich gehalten, was die Menschen jetzt zur Kenntnis nehmen mussten und was an Schrecklichem an Tageslicht gekommen ist.

Die Grüne Mürvet Oztürk sagte: „Die Morde haben uns alle gemeinsam erschüttert. Diese Zeiten, als die Unterschiede betont wurden, wollen wir nicht mehr haben.“ Öztürk sagte, es gebe nicht nur die zehn jetzt bekannt gewordenen Opfer. Es bestehe eine Liste von derzeit 182 Opfern, die durch rechtsextremistische Anschläge starben. „Die Morde sind ein Angriff gegen uns alle.“ Zugleich erinnerte Frau Öztürk an die rechtsextremen Anschläge gegen die Familie von Joachim Schäfer. Auch damals sei das Bündnis zur Solidarität auf die Straße gegangen. „Wetzlar wird bunt bleiben“, rief die Politikerin in die Menge der Demonstrationsteilnehmer.

Der Niedergirmeser Ulrich Schlegel beteiligte sich an der Lichterkette, „weil Deutschland auf dem rechten Auge blind ist“. Er könne nicht verstehen, warum die Täter so viele Jahre lang unerkannt geblieben sind. „Wir müssen aufstehen gegen den rechten Mob und die Störungen in Wetzlar. Die Bürger müssen anfangen, Zeichen zu setzen“, sagte die Wetzlarerin Ilse Schneider.

Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Politiker, so Stadträtin Bärbel Keiner-Kane (SPD), die Kreis-Grünen Heinz Schreiber und Martin Krohn und Sigrid Kornmann (FDP). Zudem marschierten die Pfarrer Björn Heymer und Wolfgang Grieb (Hermannstein), Stefan Hünninger vom Laurentius-Konvent (Laufdorf) sowie Diakon Harald Würges (Niedergirmes) mit.

Schäfer sprach sich gegen das Verharmlosen der Taten durch den Begriff Dönermorde aus. Es seien nicht Döner, sondern Menschen ums Leben gekommen. Die Opfer seien auch nicht alle Restaurantbesitzer gewesen. Die Lichterkette zwischen Wetzlar und Niedergirmes solle ein Zeichen der Solidarität mit den dort lebenden Menschen sein, die in hohem Maße in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland eingewandert sind. Die Menschen in Niedergirmes hätten seit dem Bekanntwerden der Morde Angst.

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