[FNP] Der lange Schatten Erdogans

von Klaus Späne, 09.01.2018

[…] Für den 39-Jährigen ist dies ein weiteres Beispiel dafür, wie sich nach dem Putsch die Stimmung in der Türkei gedreht hat und wie dies auch Folgen für die türkischstämmige Szene im Rhein-Main-Gebiet hatte. Nein, auf die Schule sei kein direkter Druck ausgeübt worden. Dafür seien aber eines Tages Beamte des Bundeskriminalamts aufgekreuzt. Grund war, dass die Schule offenbar auf einer Liste der türkischen Sicherheitsbehörden stand, die angeblich Gülen-nahe Personen und Institutionen enthielt. Den Beamten sei es jedoch nur darum gegangen, die Schule zu warnen, sagt Askin. Auch darüberhinaus spüre man den Einfluss der Türkei.

Wie sich das bemerkbar macht? Bei den Türken in der Region herrsche die Angst, offen zu sprechen. Kritik an Erdogan und der türkischen Regierung gebe es daher so gut wie nicht. „Auch wenn man mit Verwandten zusammenkommt, wird nicht über Erdogan geredet“, sagt Askin. Wenn man einmal etwas Kritisches sage, ernte man nur Schweigen. Er selbst verzichte daher auch im Moment auf den bisher alle zwei Jahre üblichen Urlaub in der alten Heimat.

Ähnliches hört man von einem Vater, dessen Sohn die Oberurseler Schule besucht hat und der nicht namentlich genannt werden möchte. „Ich habe Angst in die Türkei zu reisen“, sagt der Vater, der nach eigenen Aussagen seit 40 Jahren in Deutschland lebt und dessen Kinder hier aufgewachsen sind.

Dass die Umwälzungen in der Türkei zu einer Zäsur bei den Türkischstämmigen in Rhein-Main geführt hat, wird auch deutlich, wenn man sich mit Mürvet Öztürk und Turgut Yüksel, Abgeordnete im hessischen Landtag, unterhält. Die Politiker wurden in der Vergangenheit aus dem Erdogan-Lager heraus als Vaterlandsverräter beschimpft.

Zurzeit sei zwar eher Ruhe, sagt die derzeit fraktionslose Öztürk, die wie Kollege Yüksel von der SPD sowohl Erdogan als auch Gülen gegenüber kritisch eingestellt ist. Generell herrsche aber ein Klima des Misstrauens. „Man ist vorsichtig, mit wem man telefoniert und was man sagt“, meint Öztürk. Sie selbst etwa versuche, „banales Zeug zu reden“, wenn sie mit der Verwandtschaft in Istanbul telefoniere. „Für Menschen, die gegenüber der türkischen Regierung kritisch eingestellt sind, ist es auch in Deutschland nicht einfach, öffentlich ihre Meinung kundzutun.“ Dennoch plädiere sie für einen Dialog. […]

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