Allgemeine Zeitung – Rhein-Main Presse, 04.10.2017
Europaangelegenheiten, Lucia Puttrich (CDU), ist am Tag der Deutschen Einheit mit einer 15-köpfigen Delegation aus Landespolitikern, Journalisten und Vertretern der Verwaltung nach Istanbul gereist. Dort will sie verschiedene Gespräche mit Vertretern aus Politik und Zivilgesellschaft führen und sich ein Bild der aktuellen Lage in der Türkei machen.
„Wir fahren nicht in ein Kriegsgebiet“
Bevor das Flugzeug gen Istanbul abhob, begrüßte Puttrich die Gruppe: „Wer hat schon die Möglichkeit, am Tag der Deutschen Einheit in die Türkei zu reisen?“ Der deutsche Generalkonsul in Istanbul, Georg Birgelen, habe bei der letzten Delegationsreise im März gefragt, ob Hessen nicht auch als Gastgeber bei den Einheitsfeierlichkeiten im Generalkonsulat der Bundesrepublik Deutschland in Istanbul dabei sein wolle. Und Puttrich stimmte zu. „Wenn jeder sich ordentlich verhält, kommt jeder rein und wieder raus. Wir fahren nicht in ein Kriegsgebiet“, betonte die Ministerin. Irgendwann sei es auch mal gut mit den flapsigen Sprüchen, die sich viele Delegationsmitglieder im Vorfeld hätten anhören müssen, als sie angekündigt hatten, mit in die Türkei zu reisen. „Wir werden eine Reihe interessanter Gesprächspartner treffen“, versprach die Ministerin, darunter den Vizegouverneur der Provinz Bursa Ergun Güngör, Journalisten der deutschen und türkischen Presse, Vertreter des Vereins „Oy ve ötesi“ („Wählen und mehr“) und die Leiter der in Istanbul ansässigen deutschen politischen Stiftungen. Außerdem soll es ein Gespräch mit Nichtregierungsorganisationen zur Situation in der Türkei nach dem Referendum geben sowie die Möglichkeit, mit Rechtsanwälten und Beratern von Frauenorganisationen zu sprechen.
Die fraktionslose hessische Landtagsabgeordnete Mürvet Öztürk (bis 2015 Mitglied der Grünen-Fraktion im Hessischen Landtag) erinnerte sich an die „bedrückende Stimmung“ in der Türkei im März. Die Menschen seien einerseits angespannt gewesen – („Keiner traute sich im Hotel oder zum Taxifahrer etwas zu sagen“) –, andererseits auch in gewisser Weise zweckoptimistisch, dass „die Situation vorübergeht und sie es überbrücken können“. Diejenigen, die die politische Situation störe, seien schon nicht mehr da, sondern lebten jetzt in Berlin, so Öztürk.
Die Zivilgesellschaft soll gestärkt werden
Die Darmstädter Stadträtin Barbara Akdeniz sagte, dass es genau jetzt wichtig sei, die Gespräche nicht abreißen zu lassen. Im vergangenen März hatte Bursa verkündet, die Partnerschaft mit Darmstadt auszusetzen. „Vielleicht können wir hier Gespräche wieder aufnehmen“, hofft Akdeniz. Es sei „keine politische Reise“, sondern es gehe in erster Linie um zivilgesellschaftliche Verbindungen, die gestärkt werden sollen. Zu den Einheitsfeierlichkeiten wurden 400 Vertreter aus Politik, Verbänden und der deutsch-türkischer Zivilgesellschaft erwartet.
Originallink zum Artikel: http://www.allgemeine-zeitung.de/politik/hessen/hessens-europaministerin-puttrich-will-mit-15-koepfiger-delegation-gespraeche-in-istanbul-fuehren_18226823.htm